Montag, 3. Juni 2013

Saag nach 101 cookbooks


Das Saag im Topf - die Erbsen hatte ich zu früh hinzugefügt

Einer der Vorteile davon, in der Metropole Wilmersdorf zu wohnen (im Gegensatz zum bügerlichen Steglitz) ist der asiatische Supermarkt um die Ecke. Mein Gewürzschrank ist mittlerweile so unübersichtlich geworden, dass ich am Samstag aus Versehen Kurkuma und Kreuzkümmel für die nächsten zwanzig Jahre gekauft habe. Egal, ob Senfkörner, Kardamomkapseln oder Kreuzkümmelsamen, Tian Fu hat alles und dosiert es praktischerweise nicht in diesen kleinen Apothekenreagenzgläschen (zu Apothekenpreisen) wie Ostmann, sondern gleich in der Tüte. Das macht es wesentlich leichter, den Blick auch in der heimischen Küche über den kulinarischen Horizont streifen zu lassen.

Heute also: Saag! Saag ist ein Spinatgericht, wohlbekannt vom Inder, wo es oft in Kombination mit paneer (dem in der Form tofuähnlichen Frischkäse) serviert wird. Das Rezept stammt vom amerikanischen Kochblog 101 cookbooks - ein fantastischer blog, auf den hier hingewiesen sei, allerdings verbunden mit der Anmerkung, dass sich die Rezepte in Deutschland nicht immer so leicht nachkochen lassen. So auch bei diesem Rezept: In Deutschland essen wir eher selten den im Rezept verlangten frischen Spinatsalat – es gibt ihn zwar, aber etwas zu teuer, um ihn massenweise in den Kochtopf zu stopfen, und bei weitem nicht so omnipräsent wie in den USA, wo er in ähnlichen Mengen konsumiert wird wie bei uns der Feldsalat (den die Amerikaner wiederum nicht kennen.) Also habe ich frischen Spinat durch gefrorenen ersetzt und mit gefrorenen Erbsen ergänzt. Den paneer kriegt man zwar bei unserem Reichelt, aber mit der Buttermilch im Rezept war der Magen meiner laktoseintoleranten Mitbewohnerin schon überfordert genug, den habe ich also rausgelassen. Für den ghee (so etwas wie geklärte Butter, wo die Butter erhitzt und dann das Milcheiweiß abgeschöpft wird) hier ein Rezept von Alton Brown vom US-Sender Food Network) – geht aber auch mit normaler Butter.

Um ehrlich zu sein fand ich das Rezept gut, aber nicht fantastisch. Ich musste mir dann eingestehen, dass ich vielleicht mit etwas zu hohen Ansprüchen an die Sache herangegangen war – warum sollte mein Saag, das ich zum ersten Mal und nach einem abgewandelten amerikanischen Rezept koche, so toll schmecken wie das, das ich letzte Woche beim Inder gegessen habe, der eine Ausbildung zum Koch hat und wahrscheinlich seit Jahren sein indisches Restaurant betreibt? Also, realistisch bleiben: Das Rezept ist keine Offenbarung – aber es ist gut. Vielleicht sogar ziemlich gut. Das jedenfalls haben Allie und Rachel J. behauptet, die sich zum Verzehren eingefunden hatten.

Und noch ein letztes Geständnis: Ich kann keinen Reis kochen. Ich kann es einfach nicht. (Ich wünsche mir einen Reiskocher zu Weihnachten!) Er braucht ewig, ich versalze ihn, lasse ihn anbrennen und anschließend schmeckt er wie salzige, angebrannte Matschepampe. Ich habe es versucht und bin gescheitert – also haben wir Couscous dazu gegessen. Ich liebe Couscous – couscous bleibt mir immer treu. Es brennt nie an und ist im Handumdrehen fertig. Nur besonders indisch ist es halt nicht.

Aber, without further ado: Hier ist das Rezept!

Saag

500g gefrorener Spinat
250g gefrorene Erbsen
2 mittelgroße Zwiebeln
40g Butter oder ghee
½ Teelöffel Salz
3 Knoblauchzehen (je nach Geschmack auch mehr – ich habe wohl eher 6 rein getan)
eine daumenbreit langes Stück frischer Ingwer, geschält und in winzig kleine Stücke geschnitten
2 Teelöffel Kurkuma
2 Esslöffel Kreuzkümmelsamen
1 Esslöffel Koriander
2 Teelöffel Senfkörner
2 Teelöffel Paprika gebrochen scharf (gibt’s beim türkischen Supermarkt) oder Cayennepfeffer
½ Teelöffel Kardamom (oder Inhalt von Kardamomkapseln)
3 ganze Nelken
200 ml Buttermilch
etwas Joghurt
Zitronensaft
Eine Handvoll Sesamsamen

Spinat auftauen: Hier ist die Schwierigkeit, zu vermeiden, dass durch den gefrorenen Spinat das Saag zu wässrig wird. Ich habe den Spinat in einer Plastiktüte im lauwarmen Wasserbad aufgetaut. Die Erbsen würde ich gar nicht auftauen, bevor ich sie dazugebe, damit sie schön knackig bleiben. Den Spinat einfach so lange im Wasserbad stehen lassen, bis man ihn braucht, am besten eine gute Viertelstunde.

Spinat auftauen hat funktioniert!
Für die Gewürzmischung war eigentlich ein Mörser verlangt. Den habe ich aber nicht (ganz so erwachsen bin ich doch noch nicht). Also meine Idee: Gewürze in eine Plastiktüte, Luft aus der Tüte rausquetschen, gut zumachen, und auf einem Teller (falls sich Löcher in die Tüte schleichen) mit einem Glas zerdrücken. Ging gut genug – den Mörser wünsche ich mir zu Weihnachten. Gewürzmischung bei Seite stellen.


Zwiebeln schneiden und in der Butter/ghee auf mittlerer Flamme anbraten, bis sie weich und transparent werden. Dann die Gewürze dazugeben und ca. 5 bis 7 Minuten zusammen weiter braten, immer wieder umrühren, dabei Knoblauch und Ingwer hinzufügen.

Jetzt den aufgetauten Spinat hinzugeben. Gut köcheln lassen (ca. 20 Minuten), immer wieder umrühren, sodass eine schöne, sämige Mischung entsteht. Jetzt die Erbsen dazugeben (ich hatte sie schon am Anfang reingetan, wodurch sie sich total zersetzt haben) und die Buttermilch und weiter unter köcheln lassen, bis sich alles gut miteinander verbunden hat. Nach Geschmack mehr Salz und Paprikaflocken dazutun (alternativ auch Cayennepfeffer).

Jetzt wäre auch ein guter Zeitpunkt, den Reis zu kochen, wenn er dazu serviert werden soll.

Währenddessen in einer flachen Pfanne ohne Fett die Sesamkörner bräunen – die sind schnell fertig, nicht aus den Augen verlieren, sonst verbrennen sie! Damit bestreuen wir beim Servieren

Zu guter letzt eine halbe Zitrone pressen und den Saft hinzugeben – und jetzt noch einmal abschmecken – und voilà! Zum Servieren mit den Sesamkörnern bestreuen.



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